15.05.2017 - Durch ein denkbar knappes 1:0 beim Titelverteidiger Mülheim sicherte sich Herausforderer Berlin den begehrten Löwenpokal. Erstaunlich: Die Auswahl aus der Hauptstadt triumphierte gleich bei ihrer ersten Teilnahme im Traditionswettbewerb der Städtemannschaften im Gesamtalter von mindestens 500 Jahren. Berlin verhinderte damit auch Mülheims 18. erfolgreiche Pokalverteidigung in Serie und den 50. Löwenpokal-Triumph der Ruhrstädter, die seit September 2006 im Besitz des Porzellanlöwen waren.
„Diesmal wird es richtig eng", war sich Mülheims Coach Stephan Rühl schon vor dem Spiel sicher. Acht Verletzte standen dem Seriensieger der vergangenen Partien nicht zur Verfügung, was der Coach aber nicht gelten lassen wollte. „Wir sind immer noch sehr gut besetzt, dass wir den top motivierten Berliner Paroli bieten können."
So startete ein packendes und emotionales Match direkt in der 6. Minute mit einer Ecke, nach einem Berliner Foul im Viertel. Aber am Gastkeeper Bernd Philip bissen sich an diesem Tag alle Mülheimer Eckenspezialisten die Zähne aus. Zehn Ecken konnte der Gastgeber aus der Ruhrstadt im Spiel nicht verwerten. „Eine absolute Top-Leistung auf der Linie der Berliner hat uns schier zur Verzweiflung gebracht", konstatierte der Mülheimer Coach.
Besser machten es die Gäste in der 13. Minute und verwandelten durch Stefan Kröber ihre erste Ecke direkt zum 0:1 (Foto; im kleineren Bild oben Torschütze Kröber, rechts). Dabei blieb es dann auch. Trotz eines Spiels auf ein Tor, mit unzähligen Kreissituationen und guten Chancen, brachten die Mülheimer den Ball nicht über die Linie. Eine Abwehrschlacht, die die Gäste mit allen erlaubten und manchmal auch unerlaubten Mitteln über die Zeit brachten. Allerdings bot sich den Gästen bei zwei Konter-Großchancen zwischen der 50. und 60. Minute die Möglichkeit, vorzeitig alles klar machen zu können.
Stephan Rühl: „Eine sehr gute Defensivleistung unserer Gäste hat es uns unglaublich schwergemacht. Wenn man seine Chancen nicht nutzt, hat der Gegner verdient gewonnen."
Zwei Minuten vor dem Abpfiff wurde es noch einmal richtig laut auf dem Platz. Der Ball landete nach einer von Mülheim im Kreis abgefälschten Flanke im Netz der Berliner. Der Berliner Schiedsrichter entschied zunächst auf Tor und nahm seine Entscheidung nach fünf Minuten währenden Diskussionen mit seinen Mitspielern aber wieder zurück. Bei einem Unentschieden wäre der Löwenpokal gemäß der Stauten beim Verteidiger geblieben. „Natürlich war es zwei Minuten vor Schluss unglücklich, ein aus unserer Sicht reguläres Tor durch den mitgereisten Berliner Schiedsrichter aberkannt zu bekommen, aber daran hat es nicht gelegen. Da müssen wir uns schon an die eigene Nase fassen. Glückwunsch nach Berlin", zeigte sich der Mülheimer Trainer als fairer Verlierer.
Aus Berliner Sicht stellte sich die strittige Situation kurz vor Ende wie folgt dar: Aus einer unübersichtlichen Situation heraus schlägt Mülheim den Ball gefährlich hoch in den Kreis. Was wäre gewesen, hätte der besser postierte Mülheimer Schiedsrichter seinen Berliner Kollegen in dieser Situation unterstützt und korrekt auf Freischlag Berlin entschieden? So wurde der Ball im Getümmel abgefälscht, und der Berliner Schiedsrichter entschied, dass kein Mülheimer mehr am Ball war: kein Tor.
Berlin, das sich 2012 auf die Herausfordererliste gesetzt hatte und fünf Jahre bis zu seinem Einsatz warten musste, erwartet im Herbst Herausforderer München zu seiner ersten Pokalverteidigung in der Hauptstadt.
Gespielt haben:
Auswahl Mülheim:
Christoph Möltgen, Christian Häbel (beide TW), Thomas Brinkmann, Jan-Peter Tewes, Stefan Tewes, Philipp Schönfeld, Dirk Brinkmann, Axel Uhlenbruck, Tim Leusmann, Andreas Becker, Hans-Ullrich Oeckinghaus, Dirk Nürnberger, Peer Nürnberger, Jens Lüninghöner, Carsten Hellwig, Carsten Peetz, Dr. Carsten Fischer. Schiedsrichter: Wolfgang Bruckmann
Auswahl Berlin:
Bernd Philip (Füchse Berlin), Sebastian Engmann (BSC), Vedran Par (Wespen), Gernot Goldenbaum (SCC), Thorsten Rosner (Z88), Benjamin Funk (TC BW), Oliver Krause (Wespen), Michael Kossel (Z88), Björn Gerlach (Z88), Stefan Kroeber (SCC), Marian Sommer (TC BW), Tobias Schmidt (Wespen), Martin Cäsar (SC Brandenburg), Uwe Gienapp (TC BW), Stefan Kloos (Rotation Prenzlauer Berg), Markus Köppe (Z88). Teamkapitän: Andreas Grabowski (TC BW). Schiedsrichter: Ingo Wiesner
Die strittige Szene kurz vor Ende. Der Ball landete im Berliner Kasten, Schiedsrichter Wiesner entschied zunächst auch auf Tor, die Mülheimer bejubeln den vermeintlichen Torschützen Tim Leusmann. Doch dann kam alles doch noch anders. Fotos: Christian Windfeder
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